Projektstart in Nepal verzögert

Im Frühjahr 2020 sollte das neue Usthi Bildungsprojekt in Nepal starten. Usthi war bereits gespannt auf die Zusammenarbeit mit der lokalen Partnerorganisation. Nach der erfolgreichen Renovation von Schulinfrastruktur, verzögert sich nun aber durch Covid-19 leider der weitere Projektaufbau.

Sowohl Ende 2019, als auch im Rahmen der Projektreise Anfang 2020 wurde mit unserer Partnerorganisation Unnati der Projektaufbau eines neuen Bildungsprojekts in Nepal geplant und die Rahmenbedingungen vereinbart. Anfang Jahr wurden die ersten Schritte gemacht mit der Renovation von Schulinfrastruktur. Anschliessend sollte die nächste Phase starten, in der die Zielgruppe und die zukünftig unterstützten Schulen ausgewählt werden sollten.

Doch bereits während des Projektbesuchs durch Kurt Bürki im März 2020 war abzusehen, dass der Projektstart nicht wie geplant stattfinden wird. Kurz darauf wurde Covid-19 zum globalen Thema und auch Nepal verhängte trotz verhältnismässig tiefen Fallzahlen den Lockdown. Dies bedeutete auch eine Zwangspause für die Anlaufphase des Bildungsprojekts.

Gemäss unseres Partners vor Ort besteht aktuell keine Aussicht auf vollständige Lockerung des Lockdown. Zudem steigen aktuell die Fallzahlen stark an, was auch die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität schwinden lässt. Reisen in die Projektregion sind aktuell nur beschränkt möglich. Der Staat hat nun neue Auflagen für den Bildungssektor angeordnet, welche in das Projekt integriert werden müssen.

Über den genauen Start des Projekts lässt sich aktuell nur spekulieren. Eine Verzögerung bis gegen Ende Jahr ist leider nicht unwahrscheinlich. Usthi hofft, den Projektaufbau in Kürze weiterführen zu können und damit möglichst bald junge Menschen in Nepal bei ihrer Schul- und Ausbildung unterstützten zu können.

Neue Geschäftsführung

Ab dem 22. Juni 2020 bekommt die Stiftung Usthi mit Frau Alessandra Grosse eine neue Führung. Sie wird zukünftig die Geschäftsführung der Stiftung und damit das operative Tagesgeschäft verantworten. Seit Anfang Juni ist zudem Olga Egli wieder zurück aus ihrem Mutterschaftsurlaub und trägt nun wieder die Verantwortung für die Mittelbeschaffung und die Öffentlichkeitsarbeit.

Es ist keine einfaches Jahr, um die Leitung einer NGO zu übernehmen. Es ist schwer abzuschätzen, wie sich die Covid-19 Pandemie langfristig auf den Spendenmarkt und die Umsetzung von Projekten in Indien auswirken wird. Umso spannender ist die Herausforderung, die Leitung der Stiftung Usthi in dieser Zeit zu übernehmen. Nach einer Einführung durch den Gründer Kurt Bürki und das bestehende Usthi Team wird  Frau Alessandra Grosse sich dieser Herausforderung stellen und zukünftig die Verantwortung für das operative Geschäft der Stiftung tragen.

Frau Alessandra Grosse, aufgewachsen im italienischsprachigen Calancatal, studierte Biologie und Environmental Governance an den Universitäten Basel und Freiburg i. Br.. Danach sammelte sie Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit während mehreren Auslandeinsätzen im Rahmen ihres Studiums, einem Praktikum in Indonesien für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und anschliessend während fast 3 Jahren Tätigkeit als Projekt Koordinatorin für deutsche Entwicklungsprojekte in Asien. Damit ist sie bestens gewappnet, um zukünftig das operative Geschäft der Stiftung zu verantworten.

Indien ist für sie kein unbekanntes Terrain. Im Rahmen ihrer Masterarbeit untersuchte sie Partizipationsmöglichkeiten von marginalisierten Bevölkerungsgruppen in Karnataka. Teil der Untersuchung war eine dreimonatige Forschung im Feld. Auch in den letzten drei Jahren reiste sie regelmässig nach Indien, insbesondere Nordostindien, um die Konzipierung und Umsetzung von deutschen Entwicklungsprojekten zusammen mit den Partnern vor Ort und den lokalen Projektärgern zu koordinieren.

Das Team freut sich auf die Zusammenarbeit und ist motiviert, gemeinsam mit den lokalen Partnern, Usthis langjährigen Einsatz für Bildung und Gesundheit weiterzuführen.

Indien: Projekte laufen wieder an

Als Indien Ende März einen strikten Lockdown zur Eindämmung von Covid-19 verhängte, kam das öffentliche Leben in weiten Teilen Indiens zum Erliegen. Trotz steigender Coronazahlen wurde Ende Mai der Lockdown grösstenteils aufgehoben. Damit können auch die Usthi Projekte ihren Betrieb teilweise wieder aufnehmen. Ob die Schulen bald wieder öffnen können ist noch nicht klar und Sache der einzelnen Staaten.

Nur vier Stunden blieb der indischen Bevölkerung um sich mit dem Nötigsten einzudecken, als am 24. März 2020 Premierminister Narendra Modi den Lockdown ankündigte. Die Massnahmen trafen besonders die Ärmsten im Land. Unzählige Tagelöhner und Tagelöhnerinnen verloren ihre Arbeit und standen von heute auf morgen vor dem nichts. Auch die meist alleinerziehenden Mütter der von Usthi unterstützten Schulkinder in Hyderabad verloren ihr Einkommen. Ihnen konnte Usthi gemeinsam mit dem Partner vor Ort dank grosszügiger Spenden mit einer Nothilfeaktion helfen.

Auch die Usthi Projekte mussten in dieser Zeit den Betrieb fast vollständig pausieren. Ende Mai wurde der Lockdown dann trotz steigender Covid-19 Fallzahlen aufgehoben, um eine weitere Talfahrt der indischen Wirtschaft zu verhindern und die sozial verheerenden Folgen für die Bevölkerung zu minimieren. Mit dem Ende des Lockdown können auch die Projekte den Betrieb langsam wieder aufnehmen.

In Hyderabad, wo Usthi Schulkinder finanziell und mit Nachhilfeunterricht unterstützt, geht man aktuell davon aus, dass frühestens im Juli wieder mit physischem Unterricht zu rechnen ist. Bis dahin soll aber Fernunterricht stattfinden und die 10. Klässer, die in unseren Wohngemeinschaften leben, bereiten sich selbständig auf ihre Abschlussprüfungen vor. Die Berufsbildungsprogramme dürfen ab dem 1. Juli wieder starten. Bis dahin können hoffentlich auch alle Mädchen und jungen Frauen, die das Frauenhaus aufgrund behördlicher Anordnung verlassen mussten, ihren Aufenthalt in den Wohngemeinschaften und ihre Berufsbildung fortsetzen. Auf das aktuelle Projektjahr fand zudem ein erneuter Ausbau statt, welcher nun zusätzlichen Frauen einen Aufenthalt in der Wohngemeinschaft für Opfer von sexuellem Missbrauch ermöglichen wird.

In West-Bengal und Odisha, wo sich die drei Usthi Schulen befinden, stand das öffentliche Leben wie in ganz Indien still und Geschäfte und Schulen mussten schliessen. In Odisha wurde bereits Anfang Mai die Bewegungsfreiheit wieder erhöht, da durch den Lockdown grosse Versorgungsenpässe entstanden waren. Angehörige aller Gesellschaftsschichten erwerben ihre Lebensmittel täglich direkt bei den Bauern oder Händlern. Durch die Einschränkungen kam es zu einer mangelhaften Versorgung der Bevölkerung mit frischem Obst und Gemüse. Um die tägliche Versorgung wieder zu gewährleisten, mussten bereits vor Ende des Lockdowns Lockerungen vorgenommen werden.

Nachdem die Geschäfte Ende Mai dann in beiden Teilstaaten wieder öffnen durften, ist noch nicht klar, wann die Schulzentren den Unterricht wieder aufnehmen können. Usthi hofft, dass der Bildungsrückstand nicht so gross wird, da der Lockdown zu einem Grossteil auf die grundsätzlich langen Sommerferien fiel. Wann immer möglich wird den Schülern und Schülerinnen Unterrichtsmaterial für das Selbststudium zur Verfügung gestellt.

In Kolkata tobte während dem Lockdown zusätzlich der Zyklon Amphan. Der Sturm hat auf dem Gelände der Ananda Schule durch entwurzelte Bäume und starke Regenfälle für Schäden gesorgt. Die Familien der Schulkinder verloren teilweise Hab und Gut. Sie wurden kurzfristig durch staatliche Lebensmittelpakete unterstützt. Usthi hofft, dass der Schulbetrieb in den drei Schulzentren Ananda, Penthakata und Thaddeus nach den Sommerferien wieder starten kann und damit neben der Schulbildung auch eine Grundverpflegung der Kinder gewährleistet werden kann.

Auch der Betrieb der Kleinkindbetreuung im Rahmen des Health and Education Projects HEP in der Urwaldregion Somagiri war aufgrund behördlicher Massnahmen nicht mehr möglich. Da aber die Angestellten des Gesundheitsnetzwerks und des HEPs aus den betroffenen Gemeinden stammen, konnten sie vor Ort weiterhin Unterstützung im Gesundheits- und Hygienebereich leisten. Nach ersten Lockerungen kann die Betreuung nun schrittweise wieder aufgebaut werden. Um weniger Kinder auf einmal zu betreuen, wird mit zwei Schichten pro Tag gestartet. Durch die Nähe des Tribal Health Centers kann die Gesundheit der Kinder gut überwacht werden. Zu ihrem Schutz wurden handgemachte Masken angefertigt.

Das Urwaldspital konnte den Betrieb auch während des Lockdown normal weiterführen. Durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit in den umliegenden Dörfern sank aber die Anzahl der Konsultationen wesentlich. Nach dem Lockdown suchten wieder mehr Patienten das Spital auf. Da die Menschen in der Region sehr einfach leben, werden sich die Dörfer schneller vom Lockdown erholen als urbane Gebiete. Usthi geht deshalb davon aus, dass die beiden Projekte in der Urwaldregion Somagiri in kurzer Zeit zur Normalität zurückfinden werden.

Man kann nur schwer erahnen, wie sich die Covid-19 Situation in Indien weiter entwickelt. Aktuell geht man von weiterhin steigenden Zahlen aus. Usthi wird gemeinsam mit dem Partner die Situation regelmässig diskutieren und gegenenfalls Anpassung in der Durchführung der Projekte vornehmen müssen und hofft auch in dieser schwierigen Zeit den Einsatz für Bildung, Gesundheit und Schutz weiterführen zu können.