Jahresbericht 2022

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER

Wir freuen uns, Ihnen den Usthi Jahresbericht 2022 vorzustellen. Der enge Austausch und die persönliche Zusammenarbeit standen bei uns im vergangenen Jahr im Fokus – endlich wieder ein volles Jahr ohne grosse Einschränkungen durch die Covid-19 Pandemie.

Unermüdlich arbeiteten wir mit unseren Partnern in Indien und Nepal zusammen, denn kein Kind sollte auf der Strasse bleiben oder arbeiten müssen und die Chance auf eine gute Schulbildung verpassen.

Die Wirkung dieser Arbeit können wir nicht nur mit Zahlen messen, sondern auch aufgrund persönlicher Begegnungen und Gesprächen herausfinden. Im diesjährigen Jahresbericht lassen wir deshalb die Kinder und Menschen aus den Projekten zu Wort kommen. Sie erzählen ihre persönlichen Erfolge und Geschichten und was es für sie bedeutet, Teil von Usthi zu sein.

Eine enge Zusammenarbeit bestand auch zwischen den unersetzlichen Freiwilligen, dem engagierten Stiftungsrat und der Geschäftsstelle. Die Projektreise des Stiftungsrates nach Indien schweisste das strategische Führungsgremium und das Team weiter zusammen. Die Eindrücke von Erlebnissen vor Ort tragen dem lebhaften Austausch zur Weiterentwicklung der Projekte bei. Das gegenseitige Verständnis und Vertrauen ermöglicht es uns mit Elan den bestehenden Handlungsbedarf anzugehen und effizient zusammenzuarbeiten.

Auch mit Spender:innen und Interessierten konnten wir den sehr geschätzten persönlichen Kontakt pflegen. Im Herbst 2022 haben wir die Tradition des Usthi Festes wieder aufleben lassen. Dank der vielen positiven Rückmeldungen sind wir bereits an der Planung des Usthi Festes 2023. Wie freuen uns auf Ihren Besuch!

An alle, die uns auf ihre Art und Weise im Jahr 2022 unterstützten, richten wir von Herzen ein grosses Dankeschön. Es freut uns, dass Sie Teil der Usthi Community sind.

Zwischen Praxiserfahrung und Teamwork

Der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften ist in Indien gross. Das Angebot und die Qualität vieler Einrichtungen für Berufsbildung ist jedoch unzureichend, um den Ansprüchen des Arbeitsmarktes gerecht zu werden. Eine duale Berufsbildung, die wie das Schweizer Modell Praxis und Theorie vereint, gibt es in Indien kaum. Wie können junge Menschen optimal auf die Arbeitswelt vorbereitet werden?

Eine der Erfolgsgeschichten aus Usthis Berufsbildungsprojekt zeigt, wie entscheidend die praktische Erfahrung für die jungen Menschen im Projekt ist:

Rani und Sahasra* leben in der Millionenstadt Hyderabad. Ohne Ausbildung gelang es ihnen nicht, einen Job zu finden. Sie erfuhren von Usthis Berufsbildungsprojekt und lernten sich im Kosmetikkurs kennen. Nach erfolgreichem Abschluss fanden beide eine Anstellung in einem Schönheitssalon. Doch aufgrund der langen Arbeitszeiten blieb Rani und Sahasra nicht genügend Zeit, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Schon immer träumten die beiden von einem eigenen Unternehmen, um ihre Familien unterstützen zu können. Gleichzeitig hatten sie auch Respekt vor der grossen Verantwortung. Die Gespräche über die Herausforderungen entfachten eine Idee in ihren Köpfen. Mit der Gewissheit der gegenseitigen Unterstützung fanden Rani und Sahasra den Mut gemeinsam ihren eigenen Salon zu eröffnen.

«Heute ermöglicht uns das Geschäft nicht nur flexible Arbeitszeiten. Wir können unsere Kinder dank des Einkommens auch zur Schule schicken.»

Rani, Absolventin des Berufsbildungskurses

Die Praxiserfahrung gibt den jungen Menschen Sicherheit und erhöht ihre Chancen auf einen Einstieg in die Arbeitswelt. Eine Anstellung zu fairen Arbeitsbedingungen erlaubt es jungen Frauen wie Rani und Sahasra finanziell selbstständig zu werden. Langfristig trägt das Projekt damit zur Reduktion der Jugendarbeitslosigkeit bei und bewirkt dabei meist nicht nur positives für die Projektteilnehmenden, sondern auch für deren Familien.

*Aus Gründen der Diskretion sind die Namen der Projektteilnehmerinnen abgeändert.