HINTERGRUND
SCHUTZ VOR MISSBRAUCH
Mädchen und Frauen in Indien haben einen schweren Stand und sie sind bis heute starken Diskriminierungen und Gefahren ausgesetzt. Sexuelle Gewalt in Indien sorgt weltweit für Schlagzeilen und auch lokal mobilisieren sich die Menschen immer mehr, um gegen die Gewalt an Frauen zu protestieren. 2013 kam es zwar zur Verschärfung des Sexualstrafrechts in Indien, doch der Schutz ist nach wie vor ungenügend und sexueller Missbrauch bleibt ein weitverbreitetes Problem. Frauen werden oft als minderwertig betrachtet und durch die Mitgift sind sie häufig eine untragbare finanzielle Bürde für ihre Familie. Gerade innerhalb der Familie werden die Frauen häufig Opfer von Gewalt und eine Anzeige kommt aus Scham und Angst nicht in Frage. Der einzige Weg sich der Gewalt und dem sexuellen Missbrauch zu entziehen, ist die Flucht.
SCHUTZ VOR DER TEMPELSKLAVEREI
Trotz des Verbotes der Tempelsklaverei werden in Indien immer noch unzählige Mädchen und junge Frauen im Tempel einer Göttin geweiht, wo sie fortan als Tempelsklavinnen, sogenannte Joginis, systematisch ausgebeutet und missbraucht werden. Schätzungen gehen von rund 40’000 Joginis alleine in Telangana aus, dem Bundesstaat, in welchem Usthi das Projekt gegen Tempelsklaverei durchführt. Die Joginis stammen meist aus von Armut betroffenen Familien, die ihre Mädchen aus Naivität und Verzweiflung an die Tempel geben. Den Joginis werden heilige Kräfte nachgesagt und viele glauben, dass sie das Schicksal und die wirtschaftliche Lage der Familie positiv beeinflussen. Auch der Glaube, dass der sexuelle Kontakt mit einer Jogini negative Energien abwenden kann, herrscht vor und deshalb werden Joginis oft zu sexuellen Kontakten genötigt. Oftmals werden sie zudem zur Prostitution gezwungen, um sich selber über die Runden zu bringen.
REINTEGRATION DER FRAUEN
BEGÜNSTIGTE 2023: 105 MÄDCHEN UND FRAUEN
Seit 2012 bietet Usthi 20 Frauen, die von zuhause fliehen mussten, in einem Frauenhaus in Hyderabad Schutz und Rehabilitation. Hier leben sie zusammen, bewältigen gemeinsam den Alltag und werden rund um die Uhr betreut. Neben medizinischen Untersuchungen können die Frauen auch therapeutische Unterstützung in Anspruch nehmen. Zudem hat Usthi gemeinsam mit einem langjährigen lokalen Partner ein Projekt aufgebaut, um Mädchen und junge Frauen, die Opfer der Tempelsklaverei wurden, besser zu schützen. In Zusammenarbeit mit lokalen Selbsthilfegruppen werden die Frauen befreit und in das Jogini-Frauenhaus in Hyderabad gebracht. Seit 2017 finden dort ehemalige Joginis Schutz und können durch eine umfassende Betreuung ihre Traumata bewältigen. Die ersten Erfahrungen mit dem Frauenhaus für Joginis sind äusserst positiv und es konnten bereits mehrere ehemalige Joginis den Schritt in ein neues, eigenständiges Leben machen. Dies spornte uns an, das Angebot weiter auszubauen. Im April 2018 hat Usthi die Plätze im Jogini-Frauenhaus erfolgreich von 10 auf 20 erweitern können. Während einem knappen Jahr finden die Frauen bei Usthi ein neues, sicheres Zuhause und können von dort aus den Schritt in einen geregelten und unabhängigen Alltag machen. In der Nähe der Frauenhäuser bietet Usthi verschiedene Berufsbildungskurse an. Die Bewohnerinnen der Frauenhäuser haben Gelegenheit, die Berufsbildungskurse zu besuchen und sich für eine geregelte Arbeit zu qualifizieren. Die Ausbildung stärkt ihr Selbstvertrauen und ist ein wichtiger Schritt auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Die Frauen wohnen zudem am gleichen Ort wie die Kinder der USTHI Kinderhäuser. Dadurch entsteht ein Austausch zwischen den Kindern und den Frauen, welcher für beide einen Mehrwert bedeutet. Für die Frauen ist die Begegnung mit diesen Kindern oft sehr wertvoll, da die Kinder ihnen unvoreingenommen gegenübertreten und ein unbeschwerter Umgang vorherrscht.
Das Projekt Frauenhäuser wurde durch den Migros-Unterstützungsfonds gefördert.